Episode 092: Umleitung (Detour), 1945
Der gebürtiger Ungar und Teil der deutschsprachigen Filmemacher-Community Edgar G. Ulmer ist in den 40er Jahren in Hollywood nicht mehr willkommen, bleibt aber ein großartiger Regisseur. Als er im günstigen B-Kino zu künstlerischer Macht kommt, konzentriert er sich darauf, Unerhörtes zu machen und aus dem fehlenden Geld eine filmische Qualität zu erschaffen. DETOUR ist das…
Episode 091: El Topo, 1970
Obacht: diese Woche wird es im Filmarchiv radical und far out. Tausendsassa und Renaissancemensch Alejandro Jodorowsky hat Anfang der 1970er Jahre schon ein paar Kurzfilme und einen ersten Langfilm gedreht. Erst mit El Topo schreibt er sich aber in die Filmgeschichte ein als einer der Miterfinder der midnight movies: transgressive Filme, billige Filme, surreale Filme,…
Episode 090: Leben und Sterben des Colonel Blimp (The Life and Death of Colonel Blimp), 1943
Es geht um eine Lebensgeschichte, aber nicht die des titelgebenden Colonel Blimp, denn der ist nur eine Cartoon-Figur, aber eine, die 1943 jeder kennt. Stattdessen ist Blimp das Klischee, das wir im alternden General Candy sehen (sollen) – eine Strategie, die sich durch den gesamten Film ziehen wird. Michael Powell und Emeric Pressburger sind eines…
Episode 089: Subway, 1985
Anfang der 1980er Jahre hat die neue Generation junger Filmemacher in Frankreich keine Lust mehr auf die mittlerweile versteinerten ästhetischen Normen, die Jahrzehnte nach der Nouvelle Vague immer noch im Kino gelten. Stattdessen will man Filme machen, die zeitgemäß sind: in Werbe- und Videoästhetik, konsumgeil und so viel oberflächlich, dass es selbst einem Dorian Gray…
Episode 088: Coming Home, 1978
Wir schreiben das Jahr 1 nach Star Wars, und New Hollywood versucht es noch einmal – auch wenn das mit dem modernistischen Kino nicht mehr lange gut gehen wird. Während ein Großteil des Landes lieber Disco-Musik hören und mit Watergate und Vietnam nichts mehr zu tun haben möchte, dreht Hal Ashby einen Film über Kriegsheimkehrer.…
Episode 087: Im Schatten des Zweifels (Shadow of a Doubt), USA 1943
Ein Verbrecher auf der Flucht: Charles, gespielt von Joseph Cotten, schlüpft bei der Familie seiner Schwester in der Kleinstadt unter. Die ahnen noch nichts von Charles‘ Niedertracht, wir als Zuschauer wissen aber Bescheid – nur was genau Charles getan hat, das finden wir erst später gemeinsam mit den anderen Figuren heraus. Wissensvorsprung des Zuschauers, von…
Episode 086: Spetters, 1980
Romantisch ist an diesem Film genau gar nichts, auch wenn der deutsche Untertitel es behauptet. Paul Verhoevens SPETTERS fängt an wie ein Teenie-Film, mit jugendlichen Proleten auf ihren Motorrädern. Aber irgendwann fällt auf, dass diese Backfische ausgesprochen grausam miteinander umgehen. Dass ihre angebliche Freundschaft eher Wettbewerb ist, ihre Sexualität bestimmt von Machtverhältnissen. Spätestens, wenn sie…
Episode 085: Beruf: Reporter (The Passenger / Professione: Reporter), 1975
David Locke (Jack Nicholson) ist als Reporter in einem afrikanischen Land unterwegs. Da stirbt der Geschäftsmann Robertson im Hotelzimmer gegenüber völlig überraschend an einem Herzinfarkt. Locke nimmt seine Identität an. Warum er auf diese Idee kommt? Mark Peploes Drehbuch macht in der zweiten Hälfte ein paar Angebote: eine Midlife Crisis Deluxe wird da angedeutet, eine…
Episode 084: A Hero Never Dies (Chan sam ying hung), 1998
Um die Jahrtausendwende und bis in die Nullerjahre hinein waren Hongkong-Filme und ihre Regisseure noch stilbildend und auf den großen Festivals vertreten. Johnnie To war einer der Filmemacher, die hoch gehandelt wurden, sei es wegen seines virtuos-barocken Heroic Bloodshed-Output in den 90ern oder seiner altmeisterlichen, formvollendeten späteren Filme wie Exiled. Und dann war gefühlt abrupt…
Episode 083: Spiel mir das Lied vom Tod (C’era una volt il West, 1968)
Gerade einmal vier Jahre liegen zwischen Sergio Leones erstem „Italo-Western“ PER UN PUGNO DI DOLLARI (FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR, 1964) und seinem postmodern durchwebtem Abgesang auf Mythen des amerikanischen Ur-Genres und seiner europäischen Interpretation, die er selbst erst mit in Gang gebracht hatte: C’ERA UNA VOLTA IL WEST (SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, 1968).…