Peter Lorre kehrt Anfang der 50er Jahre nach Deutschland zurück und geht sofort auf Konfrontationskurs mit der alten Heimat. In seinem Regiedebüt will er das deutsche Publikum aufs Aggressivste mit der eigenen Schuld an den Verbrechen der Nazizeit konfrontieren. Dabei nutzt er alles, was er über die Jahre von Meistern wie Fritz Lang und John Huston gelernt hat: die Mittel des Expressionismus und des Film Noir, aber fast frei vom amerikanischen Melodram. In der Figur des Doktor Karl Rothe, gespielt von Lorre selbst, soll sich das Publikum wiedererkennen: einerseits der Mitläufer, der seine Forschungstätigkeit nicht als Kollaboration wahrhaben will. Und andererseits der zwanghafte Mörder der zweiten Hälfte des Films, der nicht zur Ruhe kommen darf. Alle anderen Identifikationsangebote sind nur noch abstoßender. Lorre hätte wissen können, dass diese gnadenlose Retraumatisierung so kurz nach dem Krieg kaum populär sein würde. So kam es dann auch, und DER VERLORENE taucht bis heute nicht im Kanon des deutschen Films auf. Ein Filmarchiv behauptet: das sollte nicht so sein.
Das Gedicht von Berthold Brecht
Höre, wir rufen dich zurück. Verjagter / Jetzt sollst Du wiederkommen. Aus dem Land / Da einst Milch und Honig geflossen ist / Bist Du verjagt worden. Zurückgerufen / Wirst Du in das Land, das zerstört ist. / Und nichts anderes mehr / Können wir Dir bieten, als dass du gebraucht wirst. / Arm oder reich / Gesund oder krank / Vergiss alles / Und komm.
Bertolt Brecht: An den Schauspieler P. L. im Exil, 1950
Daten & Verfügbarkeit
Der Verlorene, DE 1951, Regie: Peter Lorre
Wir haben die Blu-ray von Filmjuwelen gesehen: eine wunderbare HD-Restauration des Films und zwei sehr schöne längere Dokus. Sehr empfehlenswert.
Rechtliches
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Special Thanks
Ein besonderer Dank geht an Florian Hoffmann, der unseren bescheidenen Intro-Text wie ein Ereignis hat klingen lassen. Alle unsere Versuche, ihn mit Nachbearbeitung auf unser Niveau herabzuziehen, sind zum Glück fehlgeschlagen.