-
Episode 146: Mein 20. Jahrhundert (Az én XX. századom), 1989
Was heißt es, als junge ungarische Regisseurin 1988/89 auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurückzublicken? Ildikó Enyedi geht dieser Frage in ihrem ersten Langfilm nach. Wir verfolgen dabei kurz vor und kurz nach 1900 die beiden Zwillinge Dóra und Lili, im Kindesalter getrennt, jetzt mit Anfang 20 so unterschiedlich wie sie nur sein könnten: Dóra…
-
Episode 145: Der Leopard (Il gattopardo), 1963
Luchino Visconti wechselt nach Klassikern des Neorealismus den Modus und nutzt den Monumentalfilm, gerade populäre Antwort auf das Fernsehen, um mit Strategien der mise en scene den Zuschauer in der Filmwelt zu befreien und gleichzeitig die Sinnlichkeit des Genres auszustellen und zu unterlaufen. Dabei zeigt er einen Fürsten in Sizilien während des Risorgimento, also der…
-
Episode 144: Sie sind verdammt (These Are the Damned / The Damned), 1962
Joseph Losey war in den späten 50ern bis in die 70er Jahre hinein ein Regiestar, besonders in Frankreich gefeiert. Klarer Höhepunkt seiner Karriere: die Kollaborationen mit dem britischen Dramatiker Harold Pinter wie etwa Der Diener (1963). Seitdem ist er ein wenig in Vergessenheit geraten – man kann nur spekulieren, warum das so ist. Vielleicht, weil…
-
Episode 143: Nashville, 1975
Wenn der Altstar Haven Hamilton (Henry Gibson) im großen Tonstudio seine patriotische Geschichtsklitterung „200 Years“ einspielt, darf sich im kleinen Seitenstudio ein ganzer Gospel-Chor um die stimmlich zutiefst unterlegene, aber zumindest hellhäutige Linnea Reese (Lily Tomlin) scharen – ein Beispiel für den sezierenden Blick, den Robert Altman auf den Mikrokosmos aus Stars und Sternchen in…
-
Episode 142: Robocop, 1987
Mittlerweile dürfte sich die Lesart durchgesetzt haben, dass Robocop eine Satire ist. Das war nicht immer so: in den 80ern ließ man sich beispielsweise zu dem Urteil hinreißen, der Film sei „Faschismus für Linke“. Das deutet darauf hin, dass hier Verwechslungsgefahr besteht zwischen Faschismus und Faschismus-Satire. Genau das will Verhoeven. Genau das ist zentral für…
-
Episode 141: Belle de Jour – Schöne des Tages (Belle de jour), 1967
Séverine (Catherine Deneuve) trägt die Strenge schon im Namen. Weil ihr kink der Masochismus ist, verkauft sie sich heimlich in einem Pariser Edelbordell. Davon darf ihr Mann, wahrscheinlich Chirurg oder etwas ähnlich Zeitintensives, natürlich nichts erfahren. Luis Buñuel erzählt in seinem erfolgreichsten Film von einer langweiligen, gelangweilten Bourgeoisie, repressiv und lächerlich. Manch Kritiker gestern und…
-
Episode 140: Faustrecht der Prärie (My Darling Clementine), 1946
Klassische Western sind nichts für dich? Diese Grundhaltung sollte man erst in Zement gießen, wenn man einen der großen Vertreter des Genres von John Ford gesehen hat. My Darling Clementine zum Beispiel. Ford täuscht hier links eine Rachegeschichte an: Wyatt Earps kleiner Bruder wurde nahe der Stadt Tombstone von zunächst unbekannten Outlaws umgebracht. Entsprechend verpflichtet…
-
Episode 139: Ich bei Tag und Du bei Nacht, 1932
Bald ist 1933, und dieser Film scheint es zu ahnen. Aber kurz vor Schluss feiern Regisseur Ludwig Berger und seine Drehbuchautoren Robert Liebmann und Hans Székely noch einmal alles, was Weimar und eine lange jüdische Tradition im deutschen Film möglich gemacht haben. Das Konzept ist schon genial: ein Ober, angestellt in einem Nachtclub und eine…
-
Episode 138: Zu Warriors from the Magic Mountain (Shu Shan – Xin Shu Shan Jian Ke), 1983
Obacht: bei all den wirbelnden Farben und akrobatischen Leibern kann man hier schnell vergessen, dass Tsui Hark politisches Kino macht. Wir sind auch ganz überfordert vom Maximalspektakel, das der Regisseur hier Anfang der 80er auf das Publikum loslässt und damit die Filmlandschaft von Hongkong erneuert. Wir fokussieren dennoch unsere Denkknochen und klären auf: warum böse…
-
Episode 137: Shining (The Shining), 1980
Man kann Stephen King ja ein bisschen verstehen: da kommt Stanley Kubrick daher, besorgt sich die Rechte für Kings The Shining – und macht dann auf Schritt und Tritt klar, dass er eigentlich keinen Horrorfilm drehen will. Dummerweise ist Horror aber das Genre des Romans. Woran wir diese steile These festmachen? Etwa daran, dass Jack…