Episode 215: La Llorona (The Crying Woman), 1933

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Ramón Péons LA LLORONA (1933) ist nicht nur die erste Tonfilmversion der Schauergeschichten über eine weinende, kindsmordende Geisterfrau, sondern auch eine bemerkenswert radikale Adaption des Stoffs. Die Handlung spielt in der Gegenwart von 1933 in einem seit frühester Kolonialzeit bestehenden Herrenhaus. Die erstgeborenen Söhne des Hauses kommen seit Generationen unter geheimnisvollen Umständen ums Leben. Das wirft natürlich die Frage auf, was die Erbsünde dieses Hauses ist – und Péon liefert uns in Rückblenden gleich zwei mögliche Erklärungen: in beiden Varianten vergeht sich ein Mitglied der Familie an indigenen Frauen, die daraufhin das eigene Kind und sich selbst töten, um als wehklagender Geist wiederzukehren. In der zweiten Rückblende wird der Llorona-Mythos gar direkt mit der Entstehung des kolonialen Mexiko unter Hernán Cortés verbunden. Der Film begreift so ganz Mexiko als ein Geisterhaus, in dem die immer noch herrschende Klasse der Kolonialenherren und die Nachfahren der indigenen Bevölkerung in seltsamer Symbiose leben – und dazu gehört auch, dass die wehklagende Geisterfrau alle paar Jahrzehnte eben ein Kind holen muss. Wir reden über die ganz klar postkoloniale Gangart des Films; darüber, wie sorgfältig Péon sein Geisterhaus inszeniert; und warum LA LLORONA ohne Tonfilm gar nicht existieren könnte.

Daten & Verfügbarkeit

La Llorona, MEX 1933, Regie: Ramón Péon

Wir haben die britische Blu ray von Indicator gesehen: rundum eine der schönsten Veröffentlichungen des Jahres. Aus dem vorhandenen 16mm-Material holt die Restaurierung erstaunlich viel heraus. Die Extras sind allesamt wunderbar. Nachdrückliche Empfehlung!

Rechtliches

Für den Podcast wurden Soundeffekte der Seite Freesound.org verwendet (Beschreibungen in Englisch):

Thanks to all creators and the community of freesound.org!

Special Thanks

Ein besonderer Dank geht an Florian Hoffmann, der unseren bescheidenen Intro-Text wie ein Ereignis hat klingen lassen. Alle unsere Versuche, ihn mit Nachbearbeitung auf unser Niveau herabzuziehen, sind zum Glück fehlgeschlagen.


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