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Episode 173: Der eiskalte Engel (Le samouraï), 1967
Alles an diesem Film ist Behauptung und Erfindung, angefangen beim Zitat, das Melville in der ersten Einstellung einblenden lässt: das stamme aus dem Ehrenkodex der Samurai, behauptet der Film da. Das ist natürlich Quatsch. Der Regisseur und Drehbuchautor hat es frei erfunden. Der eiskalte Engel macht auch sonst keinerlei Hehl aus seiner Künstlichkeit, seinem Ästhetizismus:…
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Episode 152: Die Spielregel (La Règle Du Jeu), 1939
Jean Renoir folgt der Form der Mise en Scène schon lange, bevor sie einen Namen hat, und baut einen radikalen Realismuseffekt auf, natürlich auf Kosten der Möglichkeiten der Kamera in diesen noch recht frühen Tagen des Tonfilms. Wir folgen der Pariser Elite aufs Land: den reichen Adeligen, der Dienerschaft, dem etablierten Bürgertum, aber auch Zugezogenen…
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Episode 150: Die Archivare fragen sich: Was ist eigentlich Mise en Scène?
Wie könnte man eine Jubiläumsepisode schöner begehen als mit verquaster Filmtheorie und jeder Menge Standbilder? Wir feiern 150 Folgen Ein Filmarchiv, indem wir endlich mal klären, was wir gefühlt zwanzigmal pro Folge meinen, wenn wir mise en scène sagen. Unsere Schutzpatrone sind dabei der französische Filmtheoretiker André Bazin und der US-amerikanische Neoformalist David Bordwell. Wir…
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Episode 134: Pläsier (Le Plaisir), 1952
Max Ophüls ist bekannt für seine langen, virtuosen Einstellungen und für die romantische Melancholie, die seine Filme durchzieht. Kann der auch Komödie? Oberflächlich betrachtet ist LE PLAISIR (1952) nämlich eine solche: es geht um alte Männer, die das Tanzbein schwingen wollen und sich dabei lächerlich machen; darum, was mit der Triebabfuhr einer Kleinstadt passiert, wenn…
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Episode 107: Augen ohne Gesicht (Les yeux sans visage), 1960
Eine junge Frau ist entführt worden. Im Keller einer großbürgerlichen Villa liegt sie auf dem Operationstisch. Ihr soll das Gesicht entfernt werden, damit die bei einem Unfall entstellte Christiane (Edith Scob) dank des Transplantats wieder schön sein kann. Christianes Vater, der geniale Chirurg Doktor Génessier (Pierre Brasseur), ist der Operateur. Und Christiane sitzt, mit weißer…
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Episode 089: Subway, 1985
Anfang der 1980er Jahre hat die neue Generation junger Filmemacher in Frankreich keine Lust mehr auf die mittlerweile versteinerten ästhetischen Normen, die Jahrzehnte nach der Nouvelle Vague immer noch im Kino gelten. Stattdessen will man Filme machen, die zeitgemäß sind: in Werbe- und Videoästhetik, konsumgeil und so viel oberflächlich, dass es selbst einem Dorian Gray…
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Episode 067: Lohn der Angst (Le Salaire de la Peur), 1953
Mario, Monsieur Jo, Bimba und Luigi hängen irgendwo in einem südamerikanischen Kaff fest: keine Jobs, die Flugtickets raus aus der Misere unbezahlbar. Das Elend ist so groß, dass sie sich sogar um eine Selbstmordmission prügeln. Für eine amerikanische Ölfirma sollen sie Nitroglyzerin über holprige Straßen zum Ölfeld transportieren. Jedes Schlagloch könnte den Tod bedeuten. Clouzots…
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Episode 063: Schießen Sie auf den Pianisten (Tirez sur le pianiste), 1960
Nouvelle Vague-Meister Truffaut macht in seinem zweiten Film auf Film Noir, interessiert sich aber weniger für den angetäuschten Gangster-Plot, als mehr für Beziehungen und wie sich das ganze Thema mit Mann, Frau und Sexualität im jungen, modernen Frankreich neu aushandelt. Ein Widerspruch? Ganz und gar nicht, denn SCHIESSEN SIE AUF DEN PIANISTEN arbeitet sich an…
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Episode 055: Die Enttäuschten (Le beau Serge), 1958
In seinem Langfilm-Debut setzt Claude Chabrol die Forderungen der Nouvelle Vague gleich einmal in die Tat um: er erzählt mit einer Mise en Scène direkt aus dem Baukasten der Theorien seines intellektuellen Ziehvaters André Bazin von dem Sinnverlust einer Existenz in der Provinz. Wir kehren mit dem Studenten François in dessen Heimatdorf zurück, in dem…
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Episode 047: Das Verbrechen des Herrn Lange (Le crime de Monsieur Lange), 1936
Jean Renoir ist einer der berühmtesten französischen Regisseure, und seine SPIELREGEL taucht regelmäßig weit vorne in Listen der besten Filme aller Zeiten auf. Gleichzeitig sind sein Humanismus und sein wenig ostentativer Auteurismus aber auch arg aus der Mode gekommen, und das sowohl bei den Praktikern als auch bei den Zuschauern. Wir mussten dementsprechend lange warten,…